In der Früh regnet es den feinen Monsunniesel, die Luft hat aber kaum abgekühlt. Beim Frühstück packt mich die Abenteuerlust und ich buche im hoteleigenen Information Center/ Büro vom Geschäftsführer einen Hiking-Ausflug inklusive Sonnenaufgangschaun, um 3:30 werde ich abgeholt. Bis dahin ist noch gemütlich Zeit, einen Spaziergang in den Central Zoo zu machen, die Route ist ein bisschen weiter als gestern auf den Berg, dafür gibt es keine 365 Stufen und das klingt vielversprechend. Was ich nicht einschätze ist die Distanz, die auf Karten oftmals trügt, tatsächlich sind es circa sechseinhalb Kilometer in eine Richtung über unzählige Straßen und Knotenpunkte, Sonnenschein am Weg.
Hin brauche ich in etwa eineinhalb Stunden, da ist der Weg noch nicht ganz klar und es ist sehr viel los auf den Gehsteigen. Das Tempo der Fußgänger ist das entspannte Gegengewicht zur Straßenhetze. Ich balanciere an den meisten vorbei, links, nicht rechts und bin sehr stolz auf mich, als ich endlich vor dem Eingangstor zum Zoo stehe. Dort darf man als touristische Cashcow das fünffache des Einheimischenpreises zahlen, mehr als im Roten Fort, aber jetzt nach dem heißen Weg, wo einem der Wind unerbittlich Staub in die Augen wirbelt, wird gezahlt. Im Zoo empfängt mich eine Reihe an rosablühenden Bäumen, dahinter ist ein großzügiger Teich mit grünem Wasser, an den Seiten liegen die Käfige. Es sind keine Gehege, es sind winzigste Pferche, in denen die (zum Glück wenigen) Tiere ihr Dasein fristen. Als erstes fällt mir die fehlende Distanz zwischen Besuchern und Tieren auf, die meisten Käfige sind mit einfachen Maschendrahtzäunen umgeben, bei den wenigsten gibt es noch eine zweite Absperrung.
Hinweisschilder rufen die Besucher auf, sorgfältiger mit Müll und den Ressourcen umzugehen und die Tierwelt zu achten und zu schützen. Ich sehe mir die Vögel an und die Wasserbüffel, rate, welchem Tier das Ohr gehört, das aus dem Teich ragt und es entpuppt sich als Rhinozeros (habe nicht gewusst, dass sie tauchen können).
Am Ende meiner Runde treffe ich auf Pawankali. Sie steht neben dem Spielplatz und vertreibt Fliegen mit einigen Ästchen, die der Wärter ihr gegeben hat. Die Leute rundherum haben die Ruhe weg und drängen näher, um Fotos zu machen, nur die ganz Kleinen werden von der Urangst überwältigt und klammern sich weinend an ihre Mamas. Die Elefantendame ist nicht angekettet, was mich, wenn ich an die Restumstände denke, wundert. Sie steht geduldig da, reibt sich mit den Beinen über die Knöchel, fächert mit den Ohren und tastet mit dem Rüssel nach den Geldscheinen, die ihr diejenigen hinreichen, die ein Foto mir ihr machen wollen. Der Wärter sitzt neben ihr auf einem Plastikhocker und ist fliegenklein, aber außer einem Bambusstecken hat er nichts in der Hand. Der Anblick der Elefantin macht mich traurig und irgendwie ängstlich zugleich und ich wandere weiter, an der Hyäne vorbei, die nicht viel anders aussieht, als die Straßenhunde. Sie liegt zwischen dem Unkraut in ihrem Gehege und der Zaun zu ihr geht mir bis zu den Schlüsselbeinen.
Am Weg nach Hause spanne ich den Regenschirm gegen die Sonne auf, viel zu spät, aber ich wollte zuvor mit dem Spardabank-Rotsignal nicht noch mehr auffallen, obwohl ich hier als Weiße ja ohnehin eine gewisse Narrenfreiheit habe. Man wundert sich nicht, dass ich an den seltsamsten Stellen Fotos mache, dass ich beim Straßenüberqueren mit den Anderen bei Fuß gehe, dass ich unter dem Rock halbzerstörte Converse anhabe oder dass ich vor dem Jagurkäfig ein griesgrämiges Gesicht gemacht, wo die restlichen Besucher entzückt Fotos geschossen haben. Zu Hause sehe ich das Ausmaß des Sonnenbrandes und nehme eine Trostdusche, die das Rot leider nicht besser macht.