Tag 12 Delhi//Zurück im Wahnsinn

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Über Nacht über hat es geregnet und als ich das morgendliche Kathmandu von der Sonnenterrasse aus ein letztes Mal betrachte, sind die Wolken dicht und regenschwanger, dass ich mich mit meinem Spaziergang beeile, um nicht nass zu werden. Eine letzte Runde um Thamel, ich verabschiede mich von dem Räucherstäbchengeruch, den vielen versteckten Schreinen und Heiligenstätten, den Blütenblättern im aufgeweichten Boden und den Hunden, die halbseitig schlammpaniert den Morgen verschlafen.

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Der Flughafen von Kathmandu ist klein im Verhältnis zu den Flughäfen, die man als europäische Reisende kennt. Es gibt fünf Gates und eine gemeinsame Wartehalle, von der aus man direkt auf das Rollfeld hinausschauen kann. Dafür sind die Sicherheitskontrollen um so intensiver, sogar noch, als wir aus dem Rollfeldbus steigen, wird das Handgepäck ein letztes Mal kontrolliert und der Körper auf eventuelle Gefahren hin abgetastet. Der Abflug zieht sich in die Länge, scheinbar startet immer nur ein Flugzeug nach dem anderen, der Lärm und das Vibrieren der Aufsteigenden Maschinen ist imposant, so nah bekommt man das selten mit. Der Flug zurück nach Delhi geht durch Wolkentürme, die direkt auf den Bergspitzen liegen, er rumpelt durch die Himmelsschichten und taucht schließlich in den Smog der indischen Stadt ein. Ich verabschiede mich für die nächsten Tage vom blauen Himmel und dem direkten Sonnenlicht, zwei Dingen, die Delhi wohl nicht mehr zu sehen bekommt.

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Zurück im Paharganj wandere ich einmal den Markt hinauf und hinunter, an meiner Seite ein ausdauernder, junger Tuktukfahrer, der mich unbedingt noch zum Connaughtplace bringen will Shopping there is much better, Madam! Know why? Not so many tourists! Aber ich schlage auch sein letztes Angebot, dass er mich gratis hinführen würde, wenn ich ihm am Weg ein bisschen Deutsch beibringe (Sie haben schöne Haare, kann er schon sagen, und Wie geht’s?) aus und lasse mich stattdessen hinreißen, ein süßes Lassi in der Bahnhofsnähe zu kaufen.

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In einem großen Topf wird die Milch gerührt, bis sie stockt, dann in einer flachen Pfanne weiter erhitzt. Ich setzte mich zwischen die schlafenden Hunde auf ein windschiefes Stück Holz, das als Bank dient und sehe dem Verkäufer zu, der gutgelaunt drauflos plaudert und Eiswürfel zu der puddingartigen Konsistenz der Milch schaufelt, um es mit einem selbstgebastelten Mixer zu pürieren (das war wohl einmal eine Bohrmaschine). Ich sehe, wie sie die Gläser an einem Wasserschlauch ausschwappen und überdenke meine Idee, hier und jetzt ein Lassi zu kaufen exakt so lange, bis ich den ersten Schluck gemacht habe. Es ist süß und kühl, weich, zart und köstlich und ich hoffe inständig, dass es meinen Magen nicht zerstört. Aber selbst wenn habe ich das Gefühl, dass es sich auszahlen würde.

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Anders als in Italien, wo jede Straßenecke und jeder Hauptplatz genützt wird, um Restaurant gedeihen zu lassen, wird diesem Vergnügen hier wenig Platz eingeräumt. Das, was oft als Restaurant angeschrieben ist, entpuppt sich als schmaler Schlauch in einem Haus, in dem drei, vier wackelige Plastiktische stehen und in dem schwitzende Männer bei ihrem gezuckerten Schwarztee sitzen. Sonst wird in diesem Teil der Stadt direkt neben den Ständen der Händler gegessen (gebratenen Mais, gedämpfte Teigtaschen, sogenannte Momos, Mehlspeisen oder frittiertes Brot), im Stehen und schnellschnell, dann geht es weiter.

Ich wage den Aufstieg ins Mount Everest Restaurant, das mir schon letzte Woche aufgefallen ist und bekomme einen Platz am Geländer. Der Ausblick ist großartig, direkt hinunter in das Rund des Marktplatzes und ich könnte Stunden dort verbringen. Bei Tee und warmen Roti (Fladenbrot, das auf heißem Stein gebacken wurde) genieße ich die wüstenwarme Abendluft und das Treiben fünf Stockwerke unter mir und freue mich, wieder hier zu sein.

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Ein Gedanke zu „Tag 12 Delhi//Zurück im Wahnsinn

  1. Hallo Iris, wir sind glücklich und erleichtert das dir gut geht. Deine Berichte sind wunderbar, mann glaubt ist selber dort, eine total fantastische und andere Welt. Wir lesen jeden Tag deine Berichte.Passt weiter auf dich auf und wir sind sehr stolz auf dich! Wir lieben dich 🙂

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