København// Søfolk og solskinstimer

Aarhus Kopenhagen Schiff

Mit dem Bus von Aarhus nach Kopenhagen zu fahren, hat den Vorteil, dass man was von der Landschaft sieht und den Nachteil, dass man in keiner Propellermaschine sitzt. Ich komme nach dreieinhalb bequemen Stunden und der herrlichlangen Brücke in Kopenhagen an und breche motiviert zum Hotel auf. Dabei lerne ich (wieder einmal) die Lektion, dass Karten täuschen können und dass sich Strecken am Handydisplay als zweimal Fingerwischen darstellen, nur um im echten Leben eineinhalb Stunden von Valby über Frederiksberg und Vesterbro nach Norreport zu bedeuten. In weiterer Folge: verstaubt und verschwitzt im Hotel darauf zu warten, dass das Zimmer fertig ist und dabei einem Aussi, der gestern erst angekommen ist, vorzujammern, man sei müde von der Reise.

Kopenhagen

Dann aber lockt die Hauptstadt hinaus. Und was für ein Tag das ist. Das Licht liegt hellgolden über den Fassaden und auf dem klaren Wasser der Kanäle, alles leuchtet, alles bewegt sich rasch voran, die Radfahrer und die Touristen, die Touristen, die man aus Aarhus wegrechnet, um sie hier aufzuaddieren, die Schweden und gelegentlich Deutschen, die hier die Nygade und die anderen Innenstadtstrassen schwemmen.

Kopenhagen Innenstadt Touristen

Weg ist die Ruhe der gestrigen Tage, das Gedränge brandet gegen die Auslagen, umschifft die Strassenkünstler und rollt über die Brücken nach Christianshavn.

Kopenhagen Fahrrad

An den Ufern der Kanäle wird die Freizeit geatmet. Im Wasser schippern Boote, darin Dänen und Schweden mit Bierdosen und nackten Oberkörpern, sie grüßen sich manchmal träge. Einer legt an, mit Sonnenbrand im Gesicht und Zigarette zwischen den Lippen. Das Holzboot navigiert er vorsichtig an den Kanalrand, beobachtet von dem Nachbarn, dessen Kahn schon vertäut ist und der an Deck steht wie ein Wachhund; als er die Seile durch die Eisenringe zieht, zeigt sich der Anker, den er auf den Oberarm tätowiert hat. Der Nachbar ruft ihm etwas zu, dann fachsimpeln sie kurz gemeinsam. Weiter entfernt sitzt ein Pärchen mit Wein und einer Box Nachos mit Oliven im Baumschatten am Wasser.

Kopenhagen Kanal

Gegen Fünf wird das Licht noch wärmer, die Schatten fallen scharf und kurz zur Seite. Drüben auf Islands Brygge sind die Grünflächen mit Badetüchern belegt, der Sprungturm des Bades wird zum Unterhaltungsmagneten. Einer steht oben und traut sich nicht springen, sieben Meter sind ja hoch, aber die anderen hechten ins Wasser und verdienen sich die Ohs der Umsitzenden, oder die mitleidige Schadenfreude, wenn es klatscht. Die Wärme ist angenehm und vom kühlen Wind gezähmt. Der Mutlose steht wieder vorne, ihm wird zu gerufen, er duckt, dann springt er doch endlich und die Leute johlen, als er auftaucht.

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Später dann, als sich die Restaurants wieder mit Hungrigen füllen und die Sonne hinter den Prunkbauten verschwindet, nachdem die Touristen die Kanalschiffe verlassen haben und zu Hause ihre müden Füße hochlagern, kämmen die Pfanddosensammler die Plätze und freue sich über Extrazigaretten. Der Abend ist mild, im Nordwesten rosig.

Kopenhagen

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