Neujahr in Scherben am Karlsplatz, ein zackiger Sektflötenabgesang auf 2021.
In der Innenstadt gibt es Glück zu kaufen, schweinrosa. Die guten Vorsätze können an Hufeisen gebunden werden. Oder an Rauchfangkehrer. Vorsatz:
Auf Hoffnung hoffen.
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Ein Vorsatz reicht.
Rotweiß-rotweiß-rote Schräglage. Es war einmal ein Licht, tschak, finster.
Schon am Tag nach Weihnachten sind wir Last Christmas überdrüssig, schon am Tag nach Silvester schmeckt der Punsch nur noch nach eingefärbtem Zuckerwasser. Schade, finde ich. Wham geht doch immer.
Sterne bleiben an meinen Sohlen kleben. Ich streife sie ab und sie glimmen auf, sobald sie die Morgensonne erfasst.
Was ich am Weg finde Einen Trödler. Am Eingang wacht ein Rottweiler, aber er beachtet mich nicht. Drinnen riecht es nach den Wohnungen abwesender Menschen. Im Heizraum kann ich mir Schuhe und Taschen aussuchen. Ich bleibe im Türrahmen stehen, weil mich die Privatheit überwältigt. Vær så snill og holde orden her!! Ingen som holder orden her. Oder liegt die Ordnung gerade im Durcheinander? Ich gehe, ohne in die goldenen Schuhe geschlüpft zu sein, was ich jetzt, Wochen später, bereue.
Was ich am Weg finde Kalte Fingerspitzen in den Jackentaschen. Am Meer das Übergebliebene einer Möwe, sie liegt wie im Flug. Noch sind die Schwingen schwarz; in der Sonne täuschen Sie Krähenflügel vor. Das ist das Meer, hier sterben die Möwen, nicht die Krähen. Ich betrachte sie und betrachte mein eigenes Skelett in mir. Mir fehlen die Flügel und die Krallen. Meine Nase rinnt und ich gehe weiter.
Was ich am Weg finde Kinderköpfe auf Konservendosen. Kannibalische Nuance, feinste Leberpastete, aber von wem? Wessen Spenderleber wurde hier abgepackt? Ich wiege ein Döschen in der Hand. Reich an Metall. Reich an Öl, eigentlich. Strahlend blau und blond und weiß und reich an vielem. Ich lege die Dose zurück und kaufe eine Packung Karotten. Das trifft meinen Gusto besser.
Was ich am Heimweg finde Die Spuren der Nachtschwärmenden. Das Vors[spiel] vor dem Höhepunkt der Nacht und dem eventuellen Höhepunkt des Nachspiels, dann wenn alle von innen erglühen und kalte Hälse haben. Kos deg, lille venn. Der Rand der Pizza ist zu hart, aber kos deg mit Käse und Paradeissauce und Schinken oder Kinderleberpastete. Kos deg, irgendeiner wird deinen Rest der Nacht schon wegräumen. Ich schlage ein Stück Pizzarand in ein Taschentuch und nehme es am nächsten Tag mit zum Meer. Mit zur toten Möwe. Ich will die Lebenden füttern. Sie schreien vom Himmel und verstehen nicht, was ich von ihnen will. Das Randstück treibt am Fjordrand, verschaukelt zwischen den Wellen, die ein Boot schlägt. Irgendwann kann ich es nicht mehr sehen.
Ich spiegle mich, bin aber zu weit weg, um mich selbst erkennen zu können.
Anders im Vigelandpark; der Stein schluckt alle Reflektionen in seiner weißen, sonnenerhitzten Ewigkeit. Mein Schatten berührt die Steinriesinnen, streicht über ihre weichen Gesichter und Bäuche und dann finde ich selbst meinen Platz zwischen ihnen.
Wie ein Junges bewacht, wieder einmal auf die eigene Vergänglichkeit gestoßen, aber sie tut gut, die Vergänglichkeit.
Im Stadtwald (verkürzt auf: Parks, bakgårder, Erholungsgebiete) liegt der Herbst, auf den Straßen seine Reste in allen warmen Farben die unter den Schritten zerfallen. Ein Abschied ist das vom Jahr, unter dem Laub kommt die Weihnachtsbeleuchtung zum Vor-Schein.
Altlasten fallen mir aus den Augen und bleiben an meinen Schuhen hängen, als ich den Wald ergehe. Løv zwischen Mauern und Hauswurzen Löwen an Leinen, ausgeführt von Menschen in festem Schuhwerk und gebauschten Jacken.
Zwischen den Kreuzungen (Loises og Tereses gate møter hverandre. Og Pilestredet vil være med) in eine Telefonzelle gepflanzt ein neuer Wald. Drinnen kein Kabel für den Hörer aber ein Regal mit Büchern, Tauschwerk, dort steht es sich knapp, aber wenn die Türe geschlossen ist, drückt der Raum auf meine Ohren.
Draußen: die kleine große Stadt und das Straßenbahnknirschen.
Drinnen: Tinnitus und Buchtitelfetzen.
Jemand steht mit dem Gesicht an die Scheibe gedrückt und sondiert an mir vorbei. Ich bücke mich unter dem Blick.
An anderen Stellen: offene Papierwälder ergänzt durch Ungewolltes das [maybe, maybe] Freude macht, Gewissenserleichterungen, Neues kaufen zu können. Am Rand der Fußballwiese, am Rand der des Spielplatzes, neben der Backsteinkirche.
An anderer Stelle: Geschlichtete Blätter, überfordernd an die Innen und Außenscheiben des Antiquariats geschichtet. Soll hier überhaupt gekauft werden.
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Ein skeptischer Blick, als ich eintreten will, Hei in die Lippen gemurmelt, mehr aus Gewohnheit als aus Höflichkeit, aber ich störe. Er sitzt in einem Gang, schulternbreit, links und rechts aufragend getrocknetes Laub, gedankenbedruckt und belanglos geworden. Im Frühjahr könnte man es wegkehren. Aber er wird es weiterhüten.
I visited the market, a little while ago. There I found pomegranates and tangerines covered in snow and covered in the cold. Summer’s sweetness in Winter’s breath.
Ice apples in ice cubes frozen hands fishing for vitamins open up remembrance of warmer days.
More skins for you and the dog. Cloaking down under sky invasions I watch them pass by and I watch the earth freezing over in a couple of minutes.
It was only recently that I crossed a bridge to get to work. The bridge was the same bridge as everytime I cross it. The handrail, the graffiti art, the cycleway, even the river beneath the bridge. But this time the world around was missing.
In this surrounding of wool-like exhalation, a spider’s web collection of drops anchored between here and there. And I remembered a German palindrome: Nebel // Leben, reflecting mist and life.
As I played the back and forth of Nebel-Leben-Nebel-Leben in my mouth, a boat went by, appearing and disappearing between the limitations of river and sky and everything in between.
It was a few days before Christmas that I took a walk in London.
The weather was neither cold nor warm (or at least I didn’t notice) but in the sky there were bubbles and the pavement was plastered with spat out chewing gums.
How long the night must have been. How short the night must have been. How sharp the underground lights sting the heavy eyes.
I didn’t care for a Christmas jumper. Although they were marvelous.
And I didn’t care for a pink piece of cake (someone else already did – halfway that is).
Then I met beautiful people at Camden Market. Psychedelic Rabbits and Leopards and Bare Ankles and all laced in gold.
From behind the window sill I felt a tingle. It was the CCTV watching me.
And the train guided me into my nothingness, lulling us into sleep; the machine a sudden caring mother.
My last friends. They left stains and the impression of their feathery weight on my arm.