Riga//Liebesbrücken und Katergrüße

Riga Lovelocks Bridge

Was passiert ist: Ich habe diesen Eintrag versehentlich gelöscht, und jetzt, einige Wochen später sind die Erinnerungen an die Zeit in Lettland schon wieder abgekühlt und in Bilder erstarrt, die sich verändern, je mehr ich über sie nachdenke.

Riga Park

Was geblieben ist: Wasserlacken und kalter Regen vor der Markthalle, drinnen Frauen mit Schürzen, die Salzgurken und selbstgemachte Süßigkeiten verkaufen, Parks wie Wälder, Jungelparks eigentlich, in denen man Rehe, oder besser, Tiger vermuten könnte, mitten in den Parks Kanäle, über die Brücken führen und auf den Brücken hängen Lovelocks. Als könnte man der Fügung ein Denkmal setzen, oder etwas fixieren, dass doch flüchtig ist.

Markthalle Nach dem Regen glänzen die Straßen und eine Russin verlässt ihre Wohnung in der Altstadt mit frisch gelegten Haaren. Einer der Straßenkater bemaunzt sie und sie gurrt zurück, dann gehen beide ihrer Wege.

Straßenkatze Riga

Erinnerungen sind ein Seltsames, in meinem Kopf verschwimmen die Fassaden Rigas mit den Fassaden Stockholms, bunt sind sie beide und Schmiedeeisenlaternen hängen hier wie da.

Riga Gassen Und dann verwechsle ich die Hinterhöfe des alten Bukarest mit den Hinterhöfen des jetzigen Rigas, die verweinten Fassaden, die so viel zu erzählen hätten, ohne dass es noch jemanden gäbe, der zuhört.

verfallene Häuser Riga

Sonst ist ein gutes Gefühl geblieben von der Stadt, ein freundliches und tiefes. Die Erinnerung daran, dass es schön war.

Jūrmala//wo man bleiben könnte

Jurmala

In Jūrmala fließt die Lielupe ins Meer und wieder sind die Namen so großartig Tolkien oder Funke oder Hohlbein, dass man eigentlich von der tatsächlichen Gegend enttäuscht sein müsste, ist man dann wirklich dort. Aber nicht hier. Nicht in Jūrmala, wo der Himmel und das Meer eins sind und der Strand ein unendliches, hellbeiges Laufband am Pinienwald entlang ist.

Jūrmala

Hinter dem Strand wohnen reiche Letten und reiche Russen und alle ist sauber und poliert, dazu riecht es nach Salzwasser und nach weißen Kumuluswolken und nach BMWs in der Einfahrt der Holzvillen.

Jūrmala

Entlang der Promenade im Stadtkern finden sich die Abziehbilder jedes Städtchens: Die Touristen in Cafés, die Hundespaziergänger und die Nachdenklichen.

Jūrmala

Am Strand wird das Wasser langsam mehr, es kommt von draußen zurück, es holt sich die Rillen im Sand und die Fußspuren und alles, was in den Stunden des Tages in den Sand gezeichnet wurde.

Jūrmala beach

Jūrmala

 

Sigulda,Cēsis, Saulkrasti//Außerhalb, wo die Menschen aufhören

Riga Umgebung

Sigulda, wie herrlich das klingt, Sigulda im Mischwald, am Flussufer der Gauja. Wer in Sigulda eigentlich leben müsste, sind Frauen mit langen Zöpfen,mit geröteten Wangen und kräftigen Fingern und Rocksäumen, die beim Gehen über die Wiesen schleppen, und Männer, die im Sommer sonnenbraun sind und im Winter Schneeflocken in den Bärten haben. Die müssten hier leben und in Turaida und Krimulda, den anderen Stadtteilen, die nach Sagen klingen, und einen Hof müsste es noch immer geben, wo Pferde für das Tjostieren in den Wappenfarben geschirrt werden und Goldborten auf Ärmel genäht sind.

Sigulda

Aber vor dem Autofenster ziehen, sobald Riga nach Nordosten verlassen ist, die Wälder vorbei und Sigulda liegt in Spätsommerruhe. Die Parks sind leer und beim neuen Schloss haben die Rosen ausgeblüht.

Gutmannshöle Lettland

Dafür sammeln sich vor der Gutmannhöle, diesem seltsamen Sandsteingebilde mit den tags früherer Besucher spanische Touristen und machen Fotos, betasten die feuchten Bröselwände und verschwinden gesammelt wieder, ohne den Naturpfad weiter entlang gewandert zu sein.

cesis

In Cēsis ist herrscht nachmittägliche Ruhe. Am Hauptplatz wechseln Kleinstgruppen, auf der Baustelle neben der Kirche ist auch niemand, der Lärm machen würde. Ein Bub ist unterwegs und trägt sein Hündchen, dann rührt sich lange Minuten nichts. Das ist Cēsis an einem Septembernachmittag, Schwalben am Himmel, Häuser im Prozess der Restauration oder des stillen Verfalls, das könnte jede Kleinstadt sein, überall.

cesis

altes Gebäude Lettland

Cēsis Stadt

Cēsis Burgruine Castle

Und dann gibt es noch die Ordensburg, also, die Ruine der Ordensburg. Am Eingang bekommt man eine Laterne, um in der Dunkelheit der Wendeltreppe nicht verloren zu gehen, wenn man zum Dachstuhl des Turms hinauf will. Von oben aus kann man ins Land schauen, so wie die deutschen Kreuzritter des Schwertbrüderordens damals vor 800 Jahren. Und wahrscheinlich haben sie das gleiche gesehen:Cēsis Blick von Ordensburg

Und dann, irgendwo am Weg zwischen Valmiere und Saulkrasti zerfällt die Landschaft in Feld und Wald und Landstraße. Manchmal taucht ein Hof auf, mit Obstbäumen und Wäscheleinen, aber meistens bleibt es ruhig und leer.

Riga Umgebung

 Die Sonne geht lange unter, weil es so flach ist, und am Rand, dort fällt sie nicht ins Wasser, sondern zelebriert ihren Abgang in die Nacht.

Saulkrasti Beach

Saulkrasti Beach Sonnenuntergang

Saulkrasti Sunset