Ostblock Ästhetik/ Ferenc Puskás Stadion; Budapest 2014

Budapest: Ferenc Puskás Stadion. 1948 begannen die Baumaßnahmen für das Stadion, vormals noch Népstadion, und es fasst rund 100.000 ZuschauerInnen. Weil die Stadt seit 2011 den Plan gefasst hat, das alte Stadion zu erneuern und einen größeren, moderneren Komplex zu errichten, wird in die alten Gebäude nichts mehr investiert. 1986 spielte hier Queen, heute sind die gesperrten Stiegenabgänge von der Natur zurückgekämpft.

 

Budapest

Budapest, Bu-da-beschd, keine Notation bringt den sanften ungarischen Klang durch, das offene e und den vollen sch-Laut, kein aufdringliches Gezische, ein weiches, liebevoll abgerundetes Ende. Für uns OstösterreicherInnen lautet Budapest weich aus, weil uns gegen Ende der Worte hin immer die Energie ausgeht, so klingt es zumindest, und auf jeden Fall verschwindet das sch, herunterdegratiert zum monarchietreuen s. Für uns ist es auch klar, dass wir noch jenseits der österreichischen Grenze quasi im eigenen Land sind, zumindest fällt es niemanden der Tagestouristen, die nach Sopron (wenigstens hier haben wir es uns gemerkt, das Sch. Nur die Schlimmsten sagen noch Ödenburg) pendeln, um Zähne, Haare und Fingernägel aufhübschen zu lassen, ein, mit der Kosmetikerin etwas anderes als Deutsch zu reden.

Im Wissen um die Trägheit der zahlungskräftigen Besucher aus Ausztria wird die Speisekarten in den Gaststätten in Ungarisch und Deutsch angeschrieben, man nimmt Euro und berechnet einen günstigen Kurs – wenn wir uns schon nicht die Mühe machen, in den Ständen neben dem Bahnhof zu wechseln, man versteht, was bestellt wird, auch wenn da östarreichische akzend noch so sehr durchhängt und bringt Schomlauer Nockerl, üppige Fleischspeisen mit Reis, der in Puddingförmchen gezwängt wurde, um die Form zu halten, ein Ästchen Pertersil, eine Orange und ein Klecks Preiselbeermarmelade dazu.

In Budapest hat sich der österreichische Dunstkreis schon verzogen, obwohl die Donau ihr Wasser vorbeischwemmt, unter den schönen Brücken hindurch und weiter durchs Land nach Rumänien. Obwohl neben Ungarisch noch immer Deutsch auf den Speisekarten zu finden ist, wird es öfters von Englisch und Russisch unterstützt. Tatsächlich mit Recht, in der Innenstadt drängen sich Touristen vor den Sehenswürdigkeiten, bevölkern die Lokale und lassen sich, erschöpfte Schäfchen, von ihren Reiseführerinnen antreiben.

Die Hitze ist groß dieser Tage und noch ein Grund besteht, weshalb an diesem Wochenende besonders viele in der Stadt sind: am Hungaroring findet das Formel Eins Spektakel statt, inklusive prominenter Besetzung; ein Grund, weshalb manche Hotels von wartenden Autogramm- und Fotosammlern belagert sind. Und in einem der vielen Parks findet eine Veranstaltung eines Autohauses statt, nicht irgendeines – Ferrari hat geladen und seine Gäste sind frisch lackiert erschienen. Zwei Längen des Parks sind umrahmt von den exquisiten Pferdchen, in rot und gelb und eierschalenfarben, dazwischen Neugierige mit Kameras und Schmutzfingern, aber hingreifen traut sich ohnehin niemand.

Im Stadtwäldchen, hinter dem Heldenplatz, gibt es festgemauerte Bänke und Tische mit roter Lackierung, dazwischen Spatzen und Tauben und Eltern, die mit ihren Kindern die Enten im Teich füttern, oder Alte, die die Enten alleine füttern.

Im Stadtwäldchen befindet sich auch eines der Bäder, die eigentlich Schlösser sind, Prunkbauten aus einer vergangenen Zeit und immer noch im Glanz von damals.

Die warmen Quellen des Széchenyi-Heilbads sprudeln wie eh und je, in den Becken fühlt man sich wie Kleopatra in ihrem Bad, nur dass keine Milch fließt. Die, die hinausgehen haben nasse Haare und rote Wangen von der Wärme und sie sehen zufrieden drein, drinnen stehen zwischen den Touristen, in deren Tagesplan kein Badbesuch passt, Menschen in weißen Bademänteln und Schlapfen.

Die alte Markthalle lockt mit ihrer Architektur und der Vielfalt des Angebots, oben in den engen Gängen des Stockes aneinandergereiht die Touristenverlockungen, weiße Spitzendecken und Paprika in allen Größen, T-Shirts mit Budapestsprüchen oder Glitzerdingen, unten dann der Überschwall an Nahrungsmittel, dargeboten in einer Farbenkraft und Dichte, als wäre man direkt in das Füllhorn gestürzt. Das Obst ist reif und günstig, die kleinen Schönheitsfehler verzeiht man gerne dafür, dass es nicht nach Glashaus schmeckt.

Oben am Burgberg und weiter, am Gellértberg dann hat sich der Fußmarsch nach hinauf gelohnt.

Die Aussicht hinunter auf die Stadt lässt Reisegruppen entzückt seufzen, die Überzuckerung mit Fischerbastei, Freiheitsengel und dem restlichen Schönheiten, die dort oben gediehen, vor allem dem Burgpalast und dem Löwentor, ein offener Platz zum Himmel hin, über dem de Vogel Turul thront.

Und am Abend, wenn die Sonne müde ist, dafür ihr Licht um so schöner einfällt, zeigt sich Budapest in seinem schönsten Glanz.