Århus //Samtaler med dyr

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Das ist schon eine weite Strecke, aber der Tag ist ja lang und frei. An langen, freien Tagen kann man morgens durch den Nordre Kirkegaard spazieren und die Grabinseln hinter den Buchsbaumhecken betrachten. Der Friedhofskater ist schon wach und lässt sich die Sonne auf den grauen Pelz scheinen, die Augen halb geschlossen. Er dreht den dicken Kopf, als ich mich zu ihm setze und brummt zufrieden, als sagte er schau, so ist es, das Leben.

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Am Himmel stehen Schönwetterwolken und die Friedhofsweiden hängen ihre Arme in die sanfte Brise, die vom Meer herauf kommt. Das Müßiggehen an so einem Tag ist ein hohes Glück. In den Mejlgade wird noch das Katzenkopfpflaster vor den Türen gekehrt, weiter oben im Stadtkern stehen schon Tischchen vor den Café. Dort sitzen junge Leute mit aufgerollten Hosenbeinen und Kaffeetassen aus denen es dampft.

AROS

Die Stufen zum AROS Kunstmuseum sind flach und versprechen noch nicht viel vom Guggenheimfeeling, das drinnen herrscht, oder gar von der Regenbogengallerie am Dach. Hoch ist die Halle, und hell und geschraubt. Die wenigen Touristen, die hier her kommen, verschmelzen mit dem Rest und fallen nicht auf.

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Was der Mittagszeit folgt, sind dichtere Wolken und Vorgewitterstimmung, in den Strassen liegt stichiges Licht, erst im Havreballe Skov umfängt mich wieder die Waldkühle. Zurück sind auch die Läufer und am Boden die Nacktschnecken. Der Kongevejen wird nicht kürzer, nach einer Biegung das nächste Langstück, und endnu engang, aber für Abkürzungen durch den Wald steht mein Abenteuersinn nicht hoch genug. Dann ist der Wald plötzlich gebändigt und zum Park entschärft, mit Rosen und sanften Wiesen. Das Marselisborg Slot sitzt auf seinem Hügel, Besucher sind willkommen, nur sind kaum welche hier. Ich setze mich auf die weißlackierte Bank vor die Schlossfront. Vor mir: der Übergang von der akkurat geschnittenen Wiese in die Bäume in das Meer in den Himmel.

Marselisborg

Das letzte Stück am Weg zu dem Dyrehaven im Marselisborg Skov wird zum Wandertag, ich glaube ja schon nicht mehr, dass ich überhaupt noch ein Reh zu Gesicht bekomme, aber jetzt aufgeben wäre schmerzhaft, dafür ist der Weg schon zu lang.

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Mein Ausflug ins Paläozoikum endet an einer schmalen Holztreppe, die in den Wald abzweigt und dem doppelten Eingangstor in den Wildpark. Hinter einigen Kurven dann endlich! das Wild. Dådyr und Sika, in Gruppen, mit schweren Köpfen, am Gras ausgebreitet. Wenn Besucher kommen und ihnen Karotten reichen, strecken sie die Nasen, dann sinken sie wieder zurück in ihre wohlige Apathie.

Menschen kommen, füttern, machen Fotos, streicheln die gefleckten Felle und verschwinden wieder im Wald, die Hirsche bleiben und wackeln mit den Ohren und den Schwänzen.

Bevor ich wieder nach Hause gehe, setzte ich mich auf die Bank am Hügel und strecke die Füße aus. Der Hirsch, der einige Meter vor mir in der Wiese liegt, dreht ein Ohr nach hinten, als Zeichen, dass er mich bemerkt hat. Er seufzt einmal, bevor der den Kopf mit dem Geweih im Gras platziert und die Augen schließt. Hinter mir rauschen die Eichen, sonst ist nichts zu hören, keine Autos, kein Meer, keine Möwen.

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Århus//Måger dage og torden i aften

Aarhus

Am Morgen sind die Möwen vor dem Fenster und schrauben ihr Gekreische hoch. Wie spitze Schiffe fahren sie durch die blaue Luft und drehen den Kopf, wenn unter ihnen etwas auftaucht, wofür es sich zu landen lohnt. Es ist schon so bald hell.

aarhus malven

Dabei war der Sommer bisher bescheiden, hier heroben, welcher Sommer denn überhaupt? Der überraschend warme Tag lockt deshalb die Leute in die Gassen und macht Farben; die Räder glänzen und in den Malven am Gehsteigrand leuchtet es.

Aarhus Café

Vor den Cafés gibt es endlich wieder kurze Hosen und Kleider ohne Strümpfe, Kinderwägen die einarmig geschaukelt werden und Hunde unter den Tischen.

aarhus

Die Søndergade ist von beiden Seiten geschwemmt, vor der Domkirche sind die Bänke einzeln besetzt. Dort vor der Kirche kann man sitzen und zuhören, was die Stadt zu erzählen hat. Einzelne Gesprächsbrocken kommen von den Vorbeigehenden, und denen, die sich ein Eis geholt haben herübergetorkelt und klingen nach verbogenen Endsilben.

aarhus domkirche

Weiter unten breitet sich das mächtige Dokk1 aus. An seinen Rändern beschäftigen sich kindliche Seelen in den Spielinseln, die Kontinente repräsentieren und überdimensioniert begeistern, innen sind die Bücher in der ausladenden Architektur gefasst.

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Mit dem Abend rollen Wolken über den Himmel, ihre Bäuche sind unstet grau und die Möwen rufen aufgeregt nach dem Regen. Im Wald wird es düster, vom Boden auf dampft das Erdreich durch die Buchenblätter, dazwischen sind die Jogger unterwegs und laufen, als ginge es um ihr Leben.

Aarhus Riis skov

Ich halte mich in der Mitte der Wege, nur um niemanden vor die Beine zu kommen und ziehe die Schultern ein, wenn sich das Getappe und scharfe Atemholen nähert. Da, wo sich der Riis Skov wieder lichtet, ersetzen zaunlose Gärten die Backsteinbauten, dahinter Einfamilienvillen. Wenn nicht in einiger Entfernung das Abrollgeräusch von Autoreifen die Stille bricht, ist alles, was in der Luft hängt, das Gegurre der Ringeltauben. Vor einem der Häuser ist gemäht worden, es riecht nach Rasenschnitt und warmen Waffeln.

aarhus skovvej

Am Ende der Wege, die auf der Karte nach rechts führen, liegt dann endlich der Kiesstrand; und das Meer und die Meerwolken sind Eins. Einzelne Schwimmer ziehen durch das Wasser, parallel zur Uferlinie, in den Steinen hängen getrocknete Algen und Muschelfragmente. Gleichmäßig läuft die Wellenkante über den Kies, in kurzen Abständen, wie das Atmen eines Schlafenden.

aarhus Meer

Weit draußen brummt eine Donnersalve, dann kommt der Regen aus den Stahlwolken. Er ist warm und schwer und hält die Jogger nicht davon ab, ihre Langstreckensprints fortzusetzen.