Am 24. Dezember 2013 wird die Nacht um 5:48 enden, dann setzt die astronomische Morgendämmerung ein; sie bricht die Dunkelheit. Um 6:26 wird die nautische Dämmerung die Sternbilder verblassen lassen, bevor die bürgerliche Dämmerung um 7:05 das Land überzieht. Sie wird auch die Sterne der ersten Magnitude aus dem Sichtfeld drücken, gerade Venus und Jupiter werden sich halten können, bevor um 7:41 die Wintersonne den Horizont zu überschreiten beginnen wird. Was dann folgt, wird ein helles Grau sein, wenn der Nebel in der Stadt liegt, oder vielleicht sogar das klare Licht eines Herbsttages.
Vor einem Monat hatte der Tag noch fast neun Stunden, bis zum 21. Dezember werden es nur keine achteinhalb mehr sein, aber was beschwert man sich, in Helsinki hat der 24. keine sechs Stunden Tageslicht und auf einem der Pole herrscht die Polarnacht, die nur von zaghaften Mittagsdämmerungen gebrochen wird und an der die Polarlichter wie trotzige Schemen vorbeiflirren.
Während also die Lichtstunden kurz sind und die Staffelung der Grautöne an trüben Tagen überhaupt keine Farben zulässt, sondern von dunkel über ein diffuses Weiß wieder zurück ins Dunkel kriecht, passiert in den Straßen ein Gegenwirken. Hand in Hand mit der unumgänglichen Weihnachtsdekoration beginnen nämlich auch die Lichter zurückzukehren, aber nicht, dass man denkt: große Scheinwerfer, die Plätze ausleuchten und die Passanten mit Tageslichtlampen erhellen. Das, was durch die Finsternis der Vorweihnachtszeit leuchtet, ist klein und verspielt, es funkelt und bewegt sich und scheint ein seltsam kindliches Eigenleben zu haben. Die Lichterketten, die sich mit Ende November um Bäume, Fassaden, Stiegengeländer und Hüttendächer schlingen, sind durchbrochene Impulse, ein Teil einer indirekten Beleuchtung, bei der niemand vernünftig lesen könnte, sie bleiben an, geht man zu Bett und sie sind tausende Punkte in der Nacht. Und noch etwas sind sie, was sie von anderen Lichtquellen unterscheidet: sie sollen nicht das Innere beleuchten, wie es die Neonröhren mit ihrem schneidenden Strahlen tun; sie sind nach außen gerichtet, in Fensterrahmen und Dachgiebeln, wo die anderen sie sehen können.
Um 16:06 wird am heiligen Abend die Sonne hinter dem Horizont verschwunden sein und bürgerliche Dämmerung von nautischen, die nautische von der Abenddämmerung abgelöst werden. Mit der Nacht werden die kleinen Lichter kommen und sie werden bleiben bis über Christtag und Stefanietag, bis über den Jahreswechsel und über den Dreikönigstag. Und irgendwann werden wir sie zusammenpacken und verstauen und wir werden sie vergessen, bis die Tage wieder kürzer werden.