Let’s drown together

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„You have to see the sunrise over Venice“, I was told. But there were clouds in sky.

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But all in all, you don’t need a Palazzo

…and you don’t need the view from the Campanile di San Marco

…or canary birds on balconies,

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you don’t need a sweeter sound than laundry drying in the wind

or a more spectacular smell then the remains of the Mercati di Rialto

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if you just walk the remote lanes of the city, getting sooner or later inevitably lost.

Die ewige Stadt

Was lässt sich über diese Stadt noch sagen, das nicht schon gesagt wäre? In einem Ausatmen mit Paris und London genannt kennt man Rom auch Übersee, ein Städtchen mit alten Mauern und Männern, die entweder Schnurrbärte, weiße Schürzen und Hauben tragen, ein Lied auf den Lippen und Pizzateig am Handballen, oder Männern, die unglaublich gut angezogen sind, was ihre geringe Größe wettmacht, Armanibrillen und an den Leib geschneiderte Anzüge, mit rollenden Rrrs in der Kehle und dem ständigen Feuer des Südens unter der Brust. Und die Frauen? Schwarzgelockte, glutäugige Damen, temperamentvoll und zart, schnell mit lauten Worten und den Händen, die ebenso gewandt reden. Um die Stereotypiegrenze zu überschreiten, muss man eigentlich nicht direkt vor Ort sein, aber es zahl sich auf jeden Fall aus. Was auffällt in alphabetischer Reihenfolge:

Circus Maximus: Schon im 7 Jahrhundert v. Chr. hat man dieser Stelle Wettkämpfe ausgeführt, und dann  erst in der Mitte des fünften Jahrhunderts n. Chr. die Wagenrennen, die  Zuschauer und die ganzen Ben Hur Szenen, die einem in den Sinn kommen,  Tierhatzen und was sonst alles als Unterhaltung herhielt und heute ein brach
liegendes Stück Wiese, mitten in Rom. Das wozu Wiener abfällig Gstättn sagen
würden, einstmals ein Ort der (einseitigen?) Begeisterung und schon fühlt man
sich verführt, die Längsseite entlang zu rennen, einen imaginierten Wagen unter
den Sohlen und zwei Pferde vorgespannt, in der Hand gespannt die Zügel, aber es
ist viel zu heiß.

Fassaden:  Terracotta ist das Wort, das sich aufdrängt, die Gesichter der Häuser haben ihre Schattierungen zwischen einem intensiven Rotton und dem zum Sand hin
verblassenden Abstufungen. Keine harten Farben, kein Türkis oder Blau. Und
gespaltene Wangen, die Augenbrauen verzogen, die Lippen gesprungen, dahinter
Blumentöpfe und schmiedeiserne Fenstergitter. Rotlackierte Türen mit goldenen
Klingeln und oben im Stock eine eingeschlagene Fensterscheibe, wie fransige
Haare Dachziegel, gebrochen und vom Moos gebräunt.

Fortbewegungsmittel: Klein und schnell. Die absolute Gegenwelt zu dem, was in Amerika so unterwegs ist. Die Parkplatzknappheit, die engen Straßen und die Todesgefahr für RadfahrerInnen (und die Abwesenheit von Radwegen) haben Kleingeschoße produziert, Fiats, Lancias und Vespas, die Großväter und die neuesten Generationen, alles mischt sich auf dem Kopfsteinpflaster, dazwischen Fußgänger und Touristen, die immer im Weg stehen, einen Stadtplan vor dem Gesicht. Mitspieler im Gewühl sind Autobusse und Straßenbahnen und unterirdisch in ihren Schächten, die Metros.

Monumento Vittorio Emanuele II: 1911 eingeweiht schneidet der weiße Palast
überraschend in den Himmel, wo sonst doch nur ewigalte Mauern um ihn herum den
Stadtkern auszumachen scheinen. Damals waren die RömerInnen gar nicht
begeistert, Schreibmaschinenhaus oder Hochzeitstorte nannten sie es und der Bauherr,
Nationalismus genannt, macht das eigentlich so beeindruckende Haus auch heute
noch ein wenig sauer. Als unbedarfter Tourist aber schlendert man daran vorbei
oder tut sich die Stufen an, Stufen, Stufen. Ganz oben dann eine lohnende Sicht
über die Innenstadt und für die, die sich für Fahnen und Patriotismus
interessieren, das Museo del Risorgimento im Inneren.

Petersdom: Schon 324 stand an seinem Platz eine Kirche, damals von Konstatin dem Großen in Auftrag gegeben, jetzt die größte Kirche der Welt, so groß, dass über 20.000 Leute hineinpassen. Drinnen: Kunstschätze, Marmor und eine Raumhöhe, die selbst den lässigsten Kritikern die Worte im Mund sterben lässt. Kein Meter, der nicht etwas beinhaltet, das es wert ist, länger betrachtet zu werden und Menschen, die trotz ihrer Menge in den Hallen des Doms verloren wirken, Mäuschen zwischen Säulen und Altären. Die Pietà gleich am Eingang zieht die Hälfte der Besucher von den Türen weg, die andere Hälfte wandert vor zum Hauptaltar, mit vorgehaltenen Digitalkameras und Domplänen, die draußen ausgeteilt werden. Und dann wird erkundet, alles steht offen, ganz oben und ganz unten und nur keine Eile.

Spanische Treppe: 138
Stufen die von erschöpften Touristen als Raststätte missbraucht werden. Da
sitzen sie mit müden Beinen und aufgeweichten Sandwiches, die sie heimlich beim
Frühstück in ihre Taschen gesteckt hatten und jetzt endlich hervorholen, dazu
eine Flasche ausgerauchtem Cola oder lauwarmen Wassers und unten der Brunnen
mit dem halb versunkenen Steinschiff. Die Rastenden haben Zeit sich zu wundern,
wo die Blumen sind und dann den Blick hinunter schweifen zu lassen in die Via
Condotti, dieses Luxusmeilchen, dezent angekündigt. Dort werden sie nachher in
die Auslagen schauen und sich vielleicht etwas kaufen, wahrscheinlich aber ehr
nicht.

Trevi Brunnen: 1732 gebaut und 30 Jahre
lang daran gefeilt, der größte Brunnen Roms und Anziehungspunkt, weil magisch
ausgestattet. Eine Münze, über die Schulter geworfen und im Wasser versenkt,
führt dazu, wieder nach Rom zurück zu kehren, drei Münzen der Legende nach,
sich in einen Römer oder eine Römerin zu verlieben und entsprechende Person zu
heiraten. Der Anzahl an Menschen nach, die täglich ihr Geld in den Brunnen schmeißen, müsste ganz Rom verheiratet sein, und ich bin mir auch nicht sicher, dass das mit den Wünschen ganz richtig überliefert ist, denn ich habe den Verdacht, dass
sich die meisten, die kommen, gar nicht wüschen, unter die Haube zu kommen. Sie
lassen sich vor dem Brunnen fotografieren und das Gedränge ist sehr groß, ein
Gewühl an Leuten, die auf den hohen Stufen der Piazza Trevi sitzen und denen
zuschauen, die sich nach vorne schieben lassen, um ihr Geld los zu werden. Und
trotzdem schauen die meisten glücklich drein, wenn sie endlich am Rand des
Brunnens stehen, Zeit zum Wünschen.

Vatikan:
Der Staat im Staat, eine Enklave mit keinen tausend Einwohnern, davon ein
Haufen Kardinäle, Prälaten, Schweizergardisten und Angestellte. Und das
Zentrum, wo Touristen natürlich hinmüssen, gläubig oder nicht, und wohin
Schulklassen geschleppt werden, um den Reichtum an Kunstschätzen zu
inspizieren. Neben Petersdom und Sixtinischer Kapelle befindet sich in den Sammlungen des Vatikanischen Museums so ziemlich alles an Kunst, was sich auch der ambitionierteste Museumsbesucher nicht an einem Tag zu Gemüte führen kann. Und diejenigen armen Hunde, die keiner Reisegruppe oder Schulklasse angehören und
die keinen guten Freund an der Kassa sitzen haben, stehen für das Vergnügen
schon einmal drei Stunden an, eine lange, bunte Schlange an der äußeren Wand
des Vatikans auf ihrem Pilgerweg.