Wir Menschen, wir nackten, zarten und schutzlosen Kreaturen, wir bösartig gerissenen Ungeheuer, spüren die unendliche Faszination am Anderen, an der restlichen Schöpfung, die uns umschwirrt, umspringt oder kopflos Reißaus nimmt. Und so wundert es nicht, dass die schon vor vierhundert, fünfhundert Jahren mit großem Interesse der Pinsel gesetzt wurde, um abzubilden, was vielleicht nur aus Erzählungen zu einem geschwappt ist, in unscharfen Skizzen oder den übermütigen Schilderungen eines Reisenden.
Oder was vielleicht tatsächlich angekarrt wurde aus dem Rest der Welt, um ein kurzes Leben unter den vielen Augen der neugierigen EuropäerInnen zu fristen. Und wie auch immer die Bilder entstanden sind, der Wunsch, die geduldige Leinwand mit anderem zu bevölkern als nur dem Alltäglichen ist übergreifend spürbar.
Einmal sind es die Fabelwesen, die direkt aus der Vorstellungskraft der Malenden galoppierten und sich in ihren Paradiesdarstellungen ansiedeln, oder als erschlagene Würmer zu Füßen der Heiligen ihr Leben aushauchen, direkt aus der aufbrechenden Hölle grinsen und sich aus Bäumen winden.
Dann wieder zeigen sich die tatsächlichen wilden Seelen, Löwen, Tiger, Krokodile, ihre Zähne bleckend oder in der Gesellschaft von Göttern zu ungefährlichen Schönheiten gewandelt,
Tiere, die schon lange nicht mehr lebendig zu finden sind, oder, im schlimmsten Fall, erschlagen auf Tischen zu einem morbiden Stilleben arrangiert.
Hier ein Durcheinander an Singvögeln und Hasen, dort ein glitschiger Haufen an Fisch, unter dem Verkaufsstand eine Robbe, was auch immer sie dorthin verschlagen hat. Und nach den Fantasiekreaturen und den wilden Biestern die heimischen Freunde, die Pferde, Hunde, Katzen und Vögel die sich wie selbstverständlich in die Bilder fügen, die in den Winkeln sitzen und auf gedeckte Tische lugen, die ihren Dienst versagen oder am Bildrand die Aufmerksamkeit der Betrachtenden fesseln können.
Sie sind zierendes Element, das eine Lebensnähe vermittelt, die den oft so gestelzten Menschendarstellungen die Ernsthaftigkeit nimmt, ein plötzliches Detail, das die aufmerksam Schauenden erheitert.
Ein Detail, das sie heute daran erinnert, dass Eichkätzchen schon vor fünfhundert Jahren ausgesehen haben wie ihre Urenkel, die jetzt noch die Vogelhäuschen der Kleingärten unsicher machen und dass auch damals die Liebe eines Kindes zu seinem Tier eine die Darstellung wert war.