12 Vorurteile über das sterbende Jahr

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1.) Es gibt immer welche, die es nicht erwarten und die Raketen vor dem 31. in einen nebeligen Nachmittag hineinschießen. Dann knallt es und irgendwer wird den Kopf schütteln und feststellen, dass es schon los geht.

2.) An den Klappständen am Straßenrand kann man Rauchfangkehrer, Schweine, Marienkäfer und vierblättrige Kleeblätter aus Plastik oder Marzipan erwerben. Niemand weiß, was mit den Glücksbringern im Laufe des Jahres passiert, auf jeden Fall verschwinden sie, weshalb man in 12 Monaten gezwungen ist, neue zu kaufen.

3.) Am Abend gibt es Fondue. Labile Gemeinschaften zerbrechen daran, dass es einen gibt, der sich die Farbe seiner Fonduegabel nicht merken kann und ungeniert die Gabeln der anderen herausfischt.

4) Das herannahende Jahresende gibt Anlass für weinerliche Nostalgia oder plötzliche Zuversicht; auf jeden Fall Grund sich zu betrinken.

5) Wer den Fehler macht, das Radio aufzudrehen, wird früher oder später Europe mit The Final Countdown hören und von den Durchsagen Noch zwei Stunden und dreißig Minuten in eine nervöse Endzeitstimmung versetzt werden.

6.) Wenn sich Mitternacht endlich nähert, ist man im Freien. Dort wo es kalt ist, wo es lauter knallt als drinnen, wo es nach Schwefel stinkt und wo man mit schlechtem Karma den Stil einer abgebrannten Rakete auf den Kopf bekommt. Derweil läuft drinnen Dinner for One.

7.) Mitternacht! Man findet kein Werkzeug, um die Raketen anzuzünden. Feuerzeuge sind leer, in Streichholzschachteln nur Hölzer mit schwarzen Köpfen (da hat man sie hingetan, damals, als sie noch heiß waren und man kein Loch in die Tischdecke brennen wollte). Raucher geben ihre Zünder nicht her, weil sie Angst haben, sie nicht wieder zu bekommen. Und weil sie die letzte Zigarette rauchen wollen, bevor die Neujahrsvorsätze schlagend werden.

8.) Man realisiert wieder, dass der Donauwalzer mindestens 12 Minuten dauert. Und dass kein Mensch so lang Walzertanzen kann. Zum Glück folgt ihm ABBAs untanzbares Happy New Year.

9.) Menschen, die betrunken genug sind, seit längerem nicht mehr in den Vertrauensgrundsatz zu fallen, hantieren mit Raketen und Böllern. Und dann gibt es immer welche, die den Zündstoff zu nah neben anderen explodieren lassen, zu schräg abschießen oder zu lang in der Hand halten.

10.) Es finden sich Raketen, die eine super Aufmachung haben, dann aber nicht schöner sind als die vom Nachbarn. Die wirklichen Knaller hat man schon am vorigen Nachmittag verschossen. 

11.) Mit dem jungen Jahr ist die Zeit gekommen, Vorsätze zu formulieren, die je nach Stimmung mehr oder weniger schnell im seligen Meer des Vergessens ertrinken. Gleichzeitig vergisst man, die Glücksbringer zu verschenken oder man kann sich nicht mehr erinnern, wo man sie hingetan hat.

12.) Alles wird besser im nächsten Jahr. Jedes Jahr aufs Neue.

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