Tag 14 Las Vegas/Hoover Dam

Ebenfalls in der Nähe der Stadt befindet sich der gewaltige Hoover Dam, ein Staudamm, der große Teile von Californien, Arizona und Nevada mit Wasser und Strom versorgt. Der aufgestaute Colorado River ist seine Grundlage, sechs Jahre dauerte es 1931 bis das Kraftwerk in Betrieb genommen werden konnte. Auf der Brücke des Dammes stehend blickt man hinunter, eine weiße Wand an Stein, weiter hinten spannen sich die Metallverstrebungen der elektrischen Leitungen.

Aus dem aufgestauten Fluss entstand der Lake Mead, eine riesige Fläche an dunkelblauem Wasser, Teil einer Recreation Area, die unter besonderem Schutz steht. An seinem Ufer gibt es keinen Schatten, und der heiße Wind treibt den Sand in jede Fuge. Am flachen Ufer, zur Hälfte im Wasser, sitzen Menschen, die Abkühlung suchen auf Campingsesseln, im Wasser tümpeln auch einigen, die Fersen nach oben gestreckt, die Hände auf den Boden gestützt. Erst weiter draußen wird das Wasser tiefer, aber nicht kühler, trotzdem spendet es einen nicht vorstellbaren Genuss bei den 46 Grad, die es unter der Sonne hat.

Am Abend, im MGM, einem der größten und ältesten Unterhaltungsgebäuden, tritt David Copperfield auf und bietet eine unglaubliche Show. Er ist älter, als auf den Plakaten vor dem Hotel und zieht man daraus, wie er die Stufen nimmt, Schlüsse, hat er Probleme mit den Knien. Die selbstironische Art, mit der er auf die Bühne kommt, überrascht, macht den bekannten Illusionist aber sehr sympathisch, er kommt auf dem Weg durch das Publikum an unserem Tisch vorbei, und sucht nach Leuten, die ihn bei seinen Zaubereien unterstützen, dabei erwischt er Menschen aus Deutschland, Italien, Brasilien, Schweden und der Slowakei, lässt einen 43er Lincoln auf der Bühne erscheinen und zum Abschluss neun Leute aus dem Publikum verschwinden. Und auch wenn man noch so genau hinsieht von dem Platz, kaum zehn Meter von der Bühne entfernt, sieht man nicht, wie er es macht.

Tag 13 Las Vegas/Death Valley

Die Teufelstheorie unterstützend befindet sich etwa zwei Stunden von der Stadt entfernt die Hölle. Getarnt als braune Wüstenlandschaft an deren Enden sich zackige Berge wellen. Die Hölle ist ein Nationalpark, Death Valley, und ihre Bewohner sind Schlangen, Skorpione und hin und wieder Weggefährten wie Hasen und zarte Füchslein. Die Straßen, die das Tal durchziehen, sind strikt gerade, so wie die meisten Grenzen hier, und sie verlaufen sich in der Entfernung, trotzdem liegt die Geschwindigkeitsbegrenzung bei maximal 65 Meilen, eher aber bei 45, das sind etwa 70km/h.

Andere Autos scheint es aber kaum zu geben und der Gedanke an eine mögliche Panne gibt einen Stich im Hinterkopf. Man lobt den Erfinder der Klimaanlage, nachdem man zum ersten Mal ausgestiegen ist. Draußen hat es 48 Grad, Temperatur steigend. In Furnace Creek wurde 1913 die zweithöchste Temperatur der Welt aufegnommen, 56 Grad. Das war am 10 Juli, der Tag unseres Besuches war neun Tage später, 2011. Früher wurde im Death Valley Borax abgebaut, dafür haben Maultiere unendlich schwere Maschinen in die Wüste geschleppt und Minenarbeiter bei diesen Temperaturen Löcher in die Erde geschlagen, die jetzt noch zu sehen sind.

Der Bad-Water-Point liegt 80 Meter unter dem Meeresspiegel, die wenigen Wasserlaken sind so salzig, dass diejenigen, die versuchten, es zu trinken, das Tal frustriert Badwater genannt hatten. Jetzt wandern Besucher über die salzig, sandige Ebene und am Parkplatz hat jemand eine Pizza auf die Motorhaube seines Wagens gelegt, der Käse schmilzt nach wenigen Minuten. Entlang des Artist’s Drive entfalten sich hinter jeder Biegung neue Steinformationen, die einen aus der Kühle des Autos nach draußen treiben, die Kamera in der Hand, den starken Wind als ständigen Begleiter. Er fühlt sich an, als würde jemand in der Sauna mit dem Handtuch fächern.

Steht man auf dem heißen, steinigen Boden und blickt über das Flimmern, das Aussieht wie Wasser, aber nur eine Luftspiegelung ist, hört man kein Geräusch, keinen Vogel und kein Auto, man ist alleine mit dem Atem des Teufels im Genick.

Am späten Abend ist Las Vegas ein heller Fleck in der Dunkelheit rundherum, und der Lichtkegel, der vom Luxor aus in die Nacht geschickt wird, ragt hoch wie der Masten eines Schiffs. Mit dem Licht, kehrt auch der Lärm zurück, die vereinnahmenden Geräusche des Gewinns und des besonderen Angebots, der Shows und Vergnügungen.

Tag 12 L.A.-Las Vegas

Obwohl über das Wochenende ein Teil der Autobahn gesperrt war und jeder, den man fragte, prognostizierte, dass es zu einem schlimmen Verkehrschaos kommen würde, ist der Fluss der Autos normal, vielleicht sogar besser, als an normalen Tagen. Das Theater, das rund um den gesperrten Abschnitt veranstaltet wurde, war scheinbar ausreichend, die vorsichtigen BewohnerInnen LA schon von vornherein dazu zu bringen, ihr Auto stehen zu lassen oder über das Wochenende der Stadt den Rücken zu kehren.

Der Weg nach Las Vegas dauert in etwa fünfeinhalb Stunden, und er führt aus einer halbwegs grünen Gegend in die Wüste. Schon bevor man in die Stadt kommt, wachsen die ersten Kasinos aus dem Boden, in Baker sind sie absurde Karikaturen von Farmhäusern, aufgeblasen auf Wolkenkrazerhöhe, dazwischen windet sich eine Achterbahn durch die Leuchtreklamen.

Schon von Weitem heißen die wirklich großen Kasinos die Ankömmlinge der Wüstenstadt willkommen, ihre Namen sind bekannt und rollen im Mund wie Perlen, The Mirage und Bellagio und Flamingo und die Häuser strecken sich prunkvoll nach oben hin, mit glitzernden Fassaden und leuchtenden Füßen, wo sich Menschen tummeln wie Ameisen. Die Werbungen versprechen die besten Buffetts, Shows und Gewinnchancen, drücken sich mit der Größe von Einfamilienhäusern ins Bewusstsein.

Und die Luft ist heiß, erschlagend, im schlimmen Kontrast zu den klimatisierten Innenräumen.

Ich checke ins Cesars Palace ein, eine Halle ist bombastischer als die andere, und schon bevor man zur Rezeption kommt, blinken die Spielautomaten.

Am Abend wird es voll auf den Straßen, da kommen diejenigen, denen die Hitze des Tages zu anstrengend war, oder die bis jetzt geschlafen haben, und bevölkern die Gehsteige des Las Vegas Boulevards, einige mit Plastikflaschen, die wie Wasserpfeifen geformt sind, in den Händen. Aus jedem Eingang und von jeder Werbetafel schallt Musik, oder werden die Angebote herabposaunt, am Straßenrand stehen Keiler und drücken den Vorbeigehenden Bilder von nackten Frauen und den entsprechenden Telefonnummern in die Hände. Auch in einigen Kasinos tanzen zwischen den Spieltischen Tänzerinnen an Stangen, oder in Käfigen, kaum wahrgenommen von denjenigen, die sich auf die Zahlen, Karten und Würfel konzentrieren.

Die Strechlimos und Luxushummer stehen im Stau des Strips, aus den Fenstern winken Hände mit Gläsern.

Die Fontänen vor dem Bellagio entfalten sich zu klassischer Musik und sind so anders, als das spitze, schnelle Rundherum, eher passt hier der Vulkan dazu, der vor dem Mirage jede Viertelstunde Feuerflammen in die Luft speit.

Gibt es einen Teufel, dann lebt er bestimmt hier, im obersten Stock des MGM vielleicht, und lächelt herunter auf die

Besucher seiner Stadt, die auch bei Nacht von der Hitze geplagt ist.