Vilnius//Bilder der Vergänglichkeit

Vilnius Kirche

Schöner als das Glatte und Verputzte ist das, wo sich Risse öffnen und das Mauerwerk durchscheint. Wer will sich schon mit etwas beschäftigen müssen, das keine Rillen für die Aufmerksamkeit bietet. Mehr als sieben blankpolierte Kirchen ist die eine wert, in der sich die vergangenen Jahrhunderte roh abzeichnen.

Vilnius Kirche

Vilnius Kirche

Der Umkreis ist ebenso Fördermittelbefreit, wie das Innere und deswegen schön. Kein neuer Verputz, keine Versuche der renovierten Gleichmachung, nur Zeitstillstand und das Gefühl, der Gegenwart entkommen zu sein.

Vilnius Verfall

Vilnius Decay is beautiful

Oslo//å ta imot kulden

Oslo streetart

  1. Grå

Im Wörterbuch steht unter grå „som har en farge mellom svart og hvit“. Dabei ist das Spektrum dessen, was zwischen Schwarz und Weiß liegt, doch unendlich.

Der Tag ist grau. Das heißt, weiße Wolken machen den Himmel aus und die Stadtfarben bleiben gedeckt. Nur der Boden glänzt vom Regen und von der feuchten Kälte, die auf allem liegt, auf den Dächern und den Autos und den Straßenbahnen.

(Graue Tage sind angenehm für die Augen, weil man nicht von der Sonne geblendet wird. Graue Tage sind introvertiert und unauffällig und wie Freunde, die man zufällig trifft und nach dem Verabschieden bemerkt, dass man gar nicht gefragt hat, wie es ihnen gehe.)

zerbrochener Boden Regenlake

Im Wörterbuch steht unter grå außerdem noch: „skya, trist, fargeløs“.

Im Møllerveien hat sich eine Gruppe unter dem Wartehäuschen der Busstation versammelt. Die zufällige Gesellschaft akzeptiert mehr Nähe als unter anderen Umständen, daran ist der nasse Wind schuld. Außerhalb steht einer mit Zigarette und verdreckten Jeans. Die wandelnde Metapher hat den überfüllten Wartehäuschenschutz freiwillig verlassen und hustet Rauch aus.

Haltestelle Oslo

2. Hvit

Wörterbuch: hvit; el kvit: „med samme farge som nyfallen snø„. Neuschneefarben. Der Duden ist weniger poetisch und sagt: von der hellsten Farbe. (Er wird sogar wissenschaftlich und doziert: alle sichtbaren Farben. Kompliziert.)

Anfang April trägt das Sognsvann in der nördlichen Osloer Marka noch eine dicke, brüchige Eisschicht. Das Eis hat die selbe Farbe wie der Himmel: hvit og grå.

Sognsvann zugefroren Steg

Um den See führt ein planierter Wanderweg, nur dass nicht gewandert wird. Mit gemütlichem Schritt ist man ein Hindernis, das umlaufen wird, die Schnellen begegnen einem mehrmals. In ihren bunten Trainingsdressen verschwinden sie auch die nahen Waldwege hinauf, knirschen über die Schotterwege und dehnen nachher vor dem Kiosk ihre Sportglieder. Für die Schönheit von winterbraunem Gras am Ufer haben nur die Kinder Augen, die treten es in die Eislacken.

Sognsvann winter

Weil ich nicht laufe, sondern spaziere, habe ich Zeit, den Birkenwald anzusehen. Der steht zum Teil im Schmelzwasser, schwarzweiße Birkenstreifen mit nassen Füßen. Kommt man näher, saugt der Boden an den Sohlen.

Sognvann skog

3. Dyster

(Ordbok erklärt: „lite eller ikke opplyst“ und schlägt des weiteren vor: trist, tungsindig, mørk und melankolsk.)

Die Farbe des Wassers hängt zu fünfzig Prozent von seiner Sauberkeit und zu fünfzig Prozent vom Himmel ab. Vielleicht stimmt das Verhältnis so aber auch gar nicht. Auf jeden Fall schlägt einem der Fahrtwind entgegen, steigt man auf das Deck des Øybåt und das Rauschen überdeckt die Stille ringsumher.

Oslo Ferry

Die wenigen Touristen sind die einzigen, die den Bauch der Inselfähre verlassen. Sie machen Bilder mit Sturmfrisur, dann drängen sie wieder zurück in das tief wummernde, geheizte Innere des Bootes. Die Hovedøya, Bleikøya und Nakholmen ziehen an den Fenstern vorbei, die bunten Hütten auf ihren Rücken in die sonst graustufige Landschaft geduckt.

Insel6

4. Blå

Am Kopf der Operninsel sitzen zwei und lassen die Beine baumeln. Es muss ihnen nass durch die Hosen gehen, der weiße Marmor ist regenfeucht. Von den Scheinwerfen, die in den Boden eingelassen sind, verdampft das Wasser in weißen Kringeln. Vom Fjord her kommt nichts; kein Wind und keine Möwenrufe.

Oslo Operaen

Man hat das Gefühl, der Sonnenuntergang zieht sich ewig hin. Der Himmel schattiert sich vom stählernen Weiß zu einem electric blue, das lange über der Stadt hängt. Mit den Lichtern an der frischen Skyline der Dronning Eufemia Gate ergibt sich die Kulisse zu einem Tanzfilm der Sechzigerjahre; nur dass die Tänzer fehlen. Hier ist niemand, der das Bild stören könnte.

 

 

Sigulda,Cēsis, Saulkrasti//Außerhalb, wo die Menschen aufhören

Riga Umgebung

Sigulda, wie herrlich das klingt, Sigulda im Mischwald, am Flussufer der Gauja. Wer in Sigulda eigentlich leben müsste, sind Frauen mit langen Zöpfen,mit geröteten Wangen und kräftigen Fingern und Rocksäumen, die beim Gehen über die Wiesen schleppen, und Männer, die im Sommer sonnenbraun sind und im Winter Schneeflocken in den Bärten haben. Die müssten hier leben und in Turaida und Krimulda, den anderen Stadtteilen, die nach Sagen klingen, und einen Hof müsste es noch immer geben, wo Pferde für das Tjostieren in den Wappenfarben geschirrt werden und Goldborten auf Ärmel genäht sind.

Sigulda

Aber vor dem Autofenster ziehen, sobald Riga nach Nordosten verlassen ist, die Wälder vorbei und Sigulda liegt in Spätsommerruhe. Die Parks sind leer und beim neuen Schloss haben die Rosen ausgeblüht.

Gutmannshöle Lettland

Dafür sammeln sich vor der Gutmannhöle, diesem seltsamen Sandsteingebilde mit den tags früherer Besucher spanische Touristen und machen Fotos, betasten die feuchten Bröselwände und verschwinden gesammelt wieder, ohne den Naturpfad weiter entlang gewandert zu sein.

cesis

In Cēsis ist herrscht nachmittägliche Ruhe. Am Hauptplatz wechseln Kleinstgruppen, auf der Baustelle neben der Kirche ist auch niemand, der Lärm machen würde. Ein Bub ist unterwegs und trägt sein Hündchen, dann rührt sich lange Minuten nichts. Das ist Cēsis an einem Septembernachmittag, Schwalben am Himmel, Häuser im Prozess der Restauration oder des stillen Verfalls, das könnte jede Kleinstadt sein, überall.

cesis

altes Gebäude Lettland

Cēsis Stadt

Cēsis Burgruine Castle

Und dann gibt es noch die Ordensburg, also, die Ruine der Ordensburg. Am Eingang bekommt man eine Laterne, um in der Dunkelheit der Wendeltreppe nicht verloren zu gehen, wenn man zum Dachstuhl des Turms hinauf will. Von oben aus kann man ins Land schauen, so wie die deutschen Kreuzritter des Schwertbrüderordens damals vor 800 Jahren. Und wahrscheinlich haben sie das gleiche gesehen:Cēsis Blick von Ordensburg

Und dann, irgendwo am Weg zwischen Valmiere und Saulkrasti zerfällt die Landschaft in Feld und Wald und Landstraße. Manchmal taucht ein Hof auf, mit Obstbäumen und Wäscheleinen, aber meistens bleibt es ruhig und leer.

Riga Umgebung

 Die Sonne geht lange unter, weil es so flach ist, und am Rand, dort fällt sie nicht ins Wasser, sondern zelebriert ihren Abgang in die Nacht.

Saulkrasti Beach

Saulkrasti Beach Sonnenuntergang

Saulkrasti Sunset

København// Søfolk og solskinstimer

Aarhus Kopenhagen Schiff

Mit dem Bus von Aarhus nach Kopenhagen zu fahren, hat den Vorteil, dass man was von der Landschaft sieht und den Nachteil, dass man in keiner Propellermaschine sitzt. Ich komme nach dreieinhalb bequemen Stunden und der herrlichlangen Brücke in Kopenhagen an und breche motiviert zum Hotel auf. Dabei lerne ich (wieder einmal) die Lektion, dass Karten täuschen können und dass sich Strecken am Handydisplay als zweimal Fingerwischen darstellen, nur um im echten Leben eineinhalb Stunden von Valby über Frederiksberg und Vesterbro nach Norreport zu bedeuten. In weiterer Folge: verstaubt und verschwitzt im Hotel darauf zu warten, dass das Zimmer fertig ist und dabei einem Aussi, der gestern erst angekommen ist, vorzujammern, man sei müde von der Reise.

Kopenhagen

Dann aber lockt die Hauptstadt hinaus. Und was für ein Tag das ist. Das Licht liegt hellgolden über den Fassaden und auf dem klaren Wasser der Kanäle, alles leuchtet, alles bewegt sich rasch voran, die Radfahrer und die Touristen, die Touristen, die man aus Aarhus wegrechnet, um sie hier aufzuaddieren, die Schweden und gelegentlich Deutschen, die hier die Nygade und die anderen Innenstadtstrassen schwemmen.

Kopenhagen Innenstadt Touristen

Weg ist die Ruhe der gestrigen Tage, das Gedränge brandet gegen die Auslagen, umschifft die Strassenkünstler und rollt über die Brücken nach Christianshavn.

Kopenhagen Fahrrad

An den Ufern der Kanäle wird die Freizeit geatmet. Im Wasser schippern Boote, darin Dänen und Schweden mit Bierdosen und nackten Oberkörpern, sie grüßen sich manchmal träge. Einer legt an, mit Sonnenbrand im Gesicht und Zigarette zwischen den Lippen. Das Holzboot navigiert er vorsichtig an den Kanalrand, beobachtet von dem Nachbarn, dessen Kahn schon vertäut ist und der an Deck steht wie ein Wachhund; als er die Seile durch die Eisenringe zieht, zeigt sich der Anker, den er auf den Oberarm tätowiert hat. Der Nachbar ruft ihm etwas zu, dann fachsimpeln sie kurz gemeinsam. Weiter entfernt sitzt ein Pärchen mit Wein und einer Box Nachos mit Oliven im Baumschatten am Wasser.

Kopenhagen Kanal

Gegen Fünf wird das Licht noch wärmer, die Schatten fallen scharf und kurz zur Seite. Drüben auf Islands Brygge sind die Grünflächen mit Badetüchern belegt, der Sprungturm des Bades wird zum Unterhaltungsmagneten. Einer steht oben und traut sich nicht springen, sieben Meter sind ja hoch, aber die anderen hechten ins Wasser und verdienen sich die Ohs der Umsitzenden, oder die mitleidige Schadenfreude, wenn es klatscht. Die Wärme ist angenehm und vom kühlen Wind gezähmt. Der Mutlose steht wieder vorne, ihm wird zu gerufen, er duckt, dann springt er doch endlich und die Leute johlen, als er auftaucht.

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Später dann, als sich die Restaurants wieder mit Hungrigen füllen und die Sonne hinter den Prunkbauten verschwindet, nachdem die Touristen die Kanalschiffe verlassen haben und zu Hause ihre müden Füße hochlagern, kämmen die Pfanddosensammler die Plätze und freue sich über Extrazigaretten. Der Abend ist mild, im Nordwesten rosig.

Kopenhagen

Wien//Schnee

Wenn der Schnee kommt, fasst eine Urgewalt nach der sonst so regelwilligen Stadt. Je länger der Sturm dauert, desto unkontrollierbarer werden die Autofahrer. Straßenbahnen entgleisen und stürzen, da, wo sich die Erde auftut, in eisige Katarakte; um den Dom streichen Bären und Polarfüchse. In der Sicherheit der Wohnungen verbrennen die Menschen alte Zeitungen und hauchen Eisblumen an die Fensterscheiben.

To my dear english readers: why of course, winter is coming.

 

Tag 1/ Delhi. Der Geruch von Staub, Mangos und trächtigen Hündinnen

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Wien und Indien sind weit auseinander, das weiß man, Delhi ist nicht Hartberg und nicht Wörgl und nicht Dresden oder Sizilien, es ist nicht Europa, es ist weit. Und dass es anders ist, weiß man. Dass es nicht ist wie Simmering oder Barcelona oder Bukarest. Dass Delhi groß ist weiß man. Dass es geschätzte 16 Millionen Einwohner hat. Dass das zweimal so viele Einwohner sind wie in ganz Österreich leben. Dass es laut ist, hat man gehört. Dass es geschäftig ist. Dass es dort neben großem Reichtum noch viel größere Armut gibt. Dass Frauen buntes Gewand tragen und Männer mit Rikschas fahren, dass Kühe zwischen den Markständen stehen und dass so viele Menschen in dem Land sind, dass sich der Staat nicht um jeden kümmern kann. Das weiß man, wenn man Reportagen gesehen, oder Berichte gelesen oder von Freunden gehört hat, die dort waren.

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Sobald man den Flughafen verlässt, bleibt von dem, das man weiß, weil man sich informiert hat, eine zartseitige Erinnerung, die sich in den Hinterkopf drängt und dort sofort von den echtempfundenen Eindrücken zerdrückt wird.

Nach zwölf Stunden Reise sind die Körperfunktionen verdreht. Der Kopf hat vergessen zu schlafen und sendet Aufgeregtheitssignale, die in die Nervenzellen fahren und das Herz anpumpen. Aus dem klimaanlagenerkalteten Flughafen hinaus ist, als betrete man ein Dampfhaus im vollen Gewand. Der Taxifahrer, der mich abholt und ins Hotel fährt bringt mir schnell den ersten Grundsatz der Straße bei: „You don’t wait. Just go.“ Eine Verkehrsphilosophie die Europa höchstens in Rom zur Stoßzeit kennt, uns selbst dann in abgeschwächter Form. „Just go“ könnte transkribiert werden als: hupe und erschaffe eine Lücke, nutze die Lücke und überhole jedes Gefährt, das weniger PS hat oder kleiner ist. Bremse erst im letzten Moment (manche Fahrzeuge warnen davor, Abstand zu ihnen zu halten: Sharp breaks! Keep Distance!“) oder bremse gar nicht, navigiere das Gefährt, als hinge dein Leben davon ab, schneller als das Vehikel neben dir zu sein, ignoriere Ampel größtenteils und hupe noch ein bisschen mehr. Auf der Suche nach Sicherheitsgurten meint der Fahrer: „Safty belt no problem“, was leicht gesagt ist, weil Sicherheitsgurt erst gar nicht vorhanden. Die Straßen vom Flughafen weg sind breit und werden enger, je weiter wir fahren. Wir zwängen uns durch einen Bazar, der bunt und laut ist und an der engsten Stelle bleibt der Fahrer stehen, weil er einparkt. Am Weg zum Hostel nehmen wir zwei Nebengassen, eng genug, dass ich mit eineinhalb Mal Arme-Ausstrecken die Fassaden berühren könnte und trotzdem rumpeln uns Mopeds und Rikschas entgegen. Ich habe das Gefühl, nie wieder heraus zu kommen, geschweige denn, was doch immer die eigentliche Herausforderung ist, wieder zurück zu finden. Aber nach der Zeit, die man sich mit dem Jetlag im Genick nach der Ankunft gönnen muss, um nicht schon nach den ersten zweihundert Bazarmetern zu scheitern, bitte ich den Rezeptionisten zum dritten Mal, wie der Weg zur Ubahn nun wäre. Und dann hinaus.

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Es ist heiß, so unfassbar, dass es einem durch den Scheitel und durch die Brust dringt. Dazu die Feuchtigkeit. Es ist laut, so unfassbar, dass es durch die Schultern und Halswirbel direkt ins Hirn sticht und es riecht nach allem, wonach es riechen kann. Es riecht nach Indien und jeder, der schon in Delhi war, weiß jetzt wahrscheinlich, was ich meine. Es ist ein Geruch, der überall wabert und der sanft und scharf und süß ist. Es riecht nach frischen Mangos, nach Benzin, nach Räucherwerk, warmen Plastik, Schmieröl, Männerparfum, nach Menschendung, Jasmin, frittiertem Blätterteig, nach offenen Latrinen und Essensabfällen, nach trächtigen Hündinnen und Holzkohle, nach warmer Milch und mageren Kindern, Silberschmuck und Haschisch, nach Gold und Rot und Grün, nach zu viel Sonne und staubigen Asphalt. Die Häuser sind zweistöckig, den oberen Etagen fehlt oft die vierte Wand, offene Öfen, Schneiderein, dazwischen Wäscheleinen, eine Baustelle und Männer schleppen, Frauen schleppen, nackte Kinder spielen im Beton mit Beton, Rikschas, Fahrräder, Autos, Fußgänger, Hello Madam, Excuse me Madam, nice scarf, Madam, warme honiggetunkte Brötchen, weiter vorne frisches Lassi von der Straße, am Boden auf Zeitungspapier Verkäuferinnen mit ihrer Ware, where are you from? Which country? Oh Austria, Vienna! Nice country! Als ob sie dort gewesen wären, aber so freudig und dann ein paar Brocken Deutsch, Hallowiegehts! Das Anfahrgeräusch von Mopets und das ständige Gehupe, dann die Rufe von den Verkaufenden, dazwischen steht ein weißes Rind mit gedrehten Hörnern vor einen Wagen gespannt. Es hat Ketten um den Hals und ist mit rotem Henna bemalt. Es steht und wackelt mit den Ohren und kaut und blinzelt, wenn sich Fliegen neben seine großen Augen setzen. Ich stehe lang neben ihm, weil sich da ein kleiner Freiraum ergeben hat, eine umschwemmte Insel. Das Tempo geht weiter, in einer Flaute rutsche ich wieder hinein in die Straße und lass mich zur Ubahn spülen, die ich trotz meiner Orientierungskrise finde.

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Ich kaufe ein Token für die Fahrt, eine Plastikmünze im Wert von circa 15 Rupien, es funktioniert elektronisch. Durch die Körperkontrolle, das ist einmal was, dann kommt der Zug, ein moderner, schöner Zug. Hier ist Geld investiert worden. Drinnen, die erste richtige Erlösung, kalte Luft und weniger Menschen, als befürchtet. Eine Staion, umsteigen an einer Schnittstelle und dort erinnert werden an New York, da waren damals auch so viele Menschen und heiß war es auch, dann hinunter zur Central Secretariat, nach oben spülen lassen und den falschen Ausgang erwischen. Where wanna go Madam? India Gate? Too hot! Very far! Two kilometers! Only 10 rupies! Die Rikschafahrer haben ihr Geschäft gelernt, ich steige ein und ab die Post zum Gate, der Fahrer zählt auf, wo er mich noch hinbringen kann und was ich noch anschauen soll. Ich sag ihm, dass ich nur beim India Gate aussteigen will, um Fotos zu machen und dass ich später den Weg zum Präsidentspalast gehen werde, er schaut unglücklich drein, aber bleibt am Rand der Spur stehen.

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Das Gate ist dem Arc de Triomphe nachempfunden, zumindest stand das irgendwo und wahrscheinlich hat es ein Franzose geschrieben auf jeden Fall ist es riesig und unindisch. Männer mit Polaroidkamaras bieten an, Fotos zu machen, eine Frau ist an meiner Seite und will mir eine Hennazeichnung auf die Hand malen, ich fliehe zurück auf die andere Seite, auf dem Walk of Power, der breiten Triumpfstraße. Ich könnte im Schatten der Bäume gehen, lasse es aber bleiben, weil ich dort von jeder Männergruppe angeredet werde, die es sich auf der Wiese bequem gemacht hat und nutze den breiten Rasenstreifen zwischen Straße um Kanal. Trotzdem halten mich zwei Burschen auf und wollen ein Foto mit mir machen, nachher lachen sie, als ich ihnen sage, das kostet jetzt 10 Rupien. Der Weg zur Ubahnstation ist unerträglich heiß und lang, dann wieder durch den Bazaar nach Hause und von den drei Stunden Schlaf in mehr als dreißig Stunden Wachen nicht genug unterstützt dusche ich mir zu Hause den Staub und den Schweiß herunter, die zweite Erlösung an dem Tag, Hand in Hand mit dem Eiskastenwasser von der Rezeption, dann schlafe ich und träume seltsam. Am Abend besuche ich das andere Ende des Bazaars, dort, wo der Bahnhof beginnt und ich setze mich auf einen gemauerten Pflock und beobachte die Straße, bis es dämmert.

Am Abend störe ich einen der Hostelmitarbeiter, der gerade duscht, als ich auf das Dach hinaustrete, wo er seine Wohnung hat. Er lacht und sagt, dass ich nur zum Gitter vorgehen soll, dort ist die Sicht schön, dann seift er sich noch einmal ein und schöpft aus einem Kübel Wasser über seinen Kopf. Der Himmel ist gelb und rosa, dann wird er blaugrau. Auf den Dächern stehen Scherenschnitte von Männern und lassen Drachen steigen, weiter unten trainiert ein Mann mit einer Hantel, neben ihm läuft das Radio. Das Hupen ist weniger geworden.